Burnout
verstehen – erkennen – vermeiden

Was ist Burnout überhaupt?
Eine leichte Frage, auf die es aber keine einfache Antwort gibt. Wissenschaftlich ist
das „Burnout-Syndrom“ nicht als Krankheit anerkannt, sondern gilt nach der
Internationalen Klassifikation der Erkrankungen als ein „Problem der
Lebensbewältigung“. Seit der Begriff „Burnout“ im medizinischen Sinne in den 1970- ern das erste Mal auftauchte, wurde er immer wieder unterschiedlich definiert.

Absturz oder Aufstieg, Burnout ist ein schmaler Grad zwischen Leistung und Krankheit.

Symptome des Burnout-Syndroms

Meist wird der Burnout als Ansammlung verschiedener Symptome, die sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein können, beschrieben. Eine „amtliche“ Liste, die besagt, was dazu gehört und was nicht, gibt es leider nicht.

Einig sind sich die Experten scheinbar bei der Frage wann – also zu welchem Zeitpunkt – ein Burnout entsteht. Nämlich über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren. Das bedeutet, dass es ein schleichender Prozess der Veränderung ist, die den Betroffenen viel zu spät oder erst einmal gar nicht klar ist. Die Antwort auf die Frage:

„Warum geht es mir denn jetzt so schlecht, ich habe in meinem Leben die letzten 2 Jahre doch genauso agiert…“

erschließt sich zwar dem Betrachter von außen, aber nicht dem „Ausgebrannten“. Die Antwort lautet:

„Eben drum!“

Trotz der mangelnden wissenschaftlichen Definition gibt es Aufzählungen, was wohl häufig bei Burnout als (psychosomatisches) Symptom genannt wird (ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Ausschließlichkeit):

  • Anfälligkeit für Infekte
  • Schlafstörungen
  • Albträume
  • sexuelle Probleme
  • Herzrasen
  • Kopfschmerzen
  • Verdauungsstörungen
  • Rückenschmerzen
  • Schwindel
  • Atemprobleme
  • Gewichtsveränderungen

hinzu kommen psychische Symptome wie

  • Erschöpfung
  • mangelnde Erholungsfähigkeit
  • wachsende Stimmungsschwankungen
  • innere Unruhe
  • Nervosität
  • Gereiztheit
  • abnehmende Belastbarkeit

bis hin zu

  • Resignation
  • Entmutigung
  • Konzentrationsstörungen
  • Niedergeschlagenheit
  • Antriebslosigkeit
  • Minderwertigkeitsgefühlen
  • Depression

Wen betrifft Burnout?

Leiden nur Menschen mit Helfersyndrom am Burnout?
Zu Beginn der Untersuchung des Burnout-Syndroms Mitte der 1970-er Jahre, sah
man Burnout-Symptome vor allem im Zusammenhang mit sozialen und helfenden

Berufen. Diese Menschen – so die Theorie – gehen derart in ihrem (helfenden) Beruf
auf, dass über einen langen Zeitraum auf die eigenen Bedürfnisse keinerlei
Rücksicht genommen oder diese erst gar nicht wahrgenommen werden.
Diese Theorie ist durchaus schlüssig und wird auch heute noch als Erklärung
herangezogen, z.B. bei Burnout-Betroffenen, die ihre Angehörigen aufopfernd
pflegen.
Burnout ist aber längst kein Problem mehr, was sich auf diese Gruppe von Menschen
reduziert. Vielmehr ist es so, dass die vermeintlichen oder auch tatsächlichen
Leistungsträger unserer Gesellschaft, in unserer Firma, in meinem Verein usw. zum
von Burnout gefährdeten Personenkreis zählen: Menschen in Politik, Management,
Gewerkschaftsfunktionen, Leistungssport, heilenden Berufen, ehrenamtlich
Arbeitende u.v.m..
Mögliche Faktoren für Burnout-Anfälligkeit
Viel hängt von den persönlichen Umständen und der persönlichen Disposition ab:

 Wie achtsam gehen Sie mit sich um?
 Was sind Sie sich Wert?
 In welchem (Arbeits-)Umfeld befinden Sie sich?
 Was wird dort von Ihnen verlangt und erwartet?
 Können Sie auch „Nein“ sagen?
 …

Die Quintessenz des oben Gesagten: Es kann jeden treffen, sobald er dauerhaft die
eigenen Bedürfnisse außer Acht lässt.

12 Phasen in den Burnout

– nach Herbert Freudenberger und Gail North

Die im Folgenden beschriebenen Phasen werden nicht zwangsweise in dieser Reihenfolge durchlaufen. Doch geht man allgemein davon aus, dass mit Stadium 7 eine Krankheitsphase erreicht wird.

Phase 1: Der Drang, sich zu beweisen

  • ausgeprägter Enthusiasmus für die Arbeit
  • hoch gesteckte Ziele für sich selbst
  • eigene Bedürfnisse werden erst zurückgestellt, dann ignoriert

Phase 2: Leistungsbereitschaft und Einsatz sind extrem ausgeprägt

  • Übernahme von neuen Aufgaben ohne alte Aufgaben abzugeben
  • freiwillige Mehrleistung oft ohne Bezahlung, opfern von freien Tagen und dem Wochenende
  • Überzeugung: „ohne mich geht es nicht“

Phase 3: Überarbeitung, sozialer Rückzug, keine Selbstachtsamkeit

  • „Ich habe keine Zeit!“: Eigene Bedürfnisse werden ignoriert
  • Genussmittel, Suchtmittel und „Wachmacher“ werden vermehrt konsumiert
  • Erste Schlafstörungen treten auf

Phase 4: (Innere) Probleme und Konflikte werden übergangen oder verdrängt

  • Konzentrationsschwächen werden überspielt
  • Die Schlafstörungen und die mangelnde Erholung führen zu Müdigkeit und fehlender Energie
  • Bisher ausgeübte Freizeitbeschäftigungen werden aufgegeben

Phase 5: Anpassung des eigenen Wertesystems

  • die Ausstrahlung auf andere Menschen ist zunehmend unterkühlt
  • soziale (private) Kontakte werden vermieden und als Belastung wahrgenommen
  • zunehmend Probleme in der Partnerschaft und in Freundschaften

Phase 6: Verleugnung auftretender Schwierigkeiten

  • Gefühl mangelnder Anerkennung, Desillusionierung
  • Geringschätzung für andere Menschen nimmt zu, Absinken des Toleranzlevels
  • vermehrte Fehlzeiten, verspäteter Arbeitsbeginn, vorverlegter Arbeitsschluss

Phase 7: „Finaler“ Rückzug

  • Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit, Ohnmachtsgefühle, innere Leere
  • Oft Übermaß an Essen, Alkohol, Drogen, Glücksspiele, Sexualität
  • Mentale Leistungsfähigkeit und Entscheidungsunfähigkeit ist eingeschränkt
  • Psychosomatische Beschwerden
  • Soziale Kontakte nur noch, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Diese bedeuten dann einen enormen Kraftaufwand

Phase 8: Eindeutig wahrnehmbare Verhaltensänderung

  • Gefühl der Wertlosigkeit: Aggressive Reaktionen auf gut gemeinte Hilfsangebote
  • Kaum noch Eigeninitiative oder Antrieb. Es wird nur noch das Minimum geleistet
  • Gefühlswelt kennt keine Höhen und Tiefen mehr. Nur noch das dumpfe Gefühl der Gleichgültigkeit

Phase 9: Kontaktverlust zu sich selbst (Depersonalisierung)

  • Innere Leere, das Gefühl innerlich Tot zu sein
  • Mechanisches agieren, nur noch „funktionieren“
  • Körperliche Symptome nehmen zu

Phase 10: Innere Leere

  • Überspielen der Leere durch Exzesse (Sexualität, Essen, Einkaufen, Alkohol oder Drogen)
  • Ängste und Paniken nehmen zu
  • Vereinsamung und Pessimismus

Phase 11: Depression

  • Pessimismus nimmt zu, Hoffnungslosigkeit
  • Erschöpfung, Verschiebung des Tag-/ Nacht-Rhythmusses
  • Verzweiflung, Perspektivlosigkeit

Phase 12: Erschöpfung / Der komplette Zusammenbruch steht bevor

  • Suizidgedanken, Selbstmordgefahr
  • Lebensbedrohliche universelle Erschöpfung (geistig, körperlich, emotional)
  • Psychosomatische Symptome können lebensgefährliche Ausmaße annehmen (Herz, Kreislauf, Immunsystem, Magen Darm)